Wo wir hinwollen - die Spark Strategie

2020 ist ein komisches Jahr. Wer hätte gedacht, dass die drei Hauptworte des Jahres Covid19, Zoom und Maskenpflicht sind? Waren wir doch im Januar bereit, Geschichte zu schreiben und die Roaring 20s loszutreten. Aber Pläne sind nicht so das Ding dieses Jahr. 

Als Spark Leitung haben wir die letzte Zeit uns gefragt, wie und wo wir unsere Energie einsetzen sollen. Schon im Herbst 2019 diskutierten wir, wo die Reise in der nächsten Phase hingehen soll. Herausgekommen ist eine Strategie, wie wir für die nächsten 5 Jahre vorangehen wollen. 

Dabei ist das Wort “Strategie” im kirchlichen Kontext immer so etwas eigen. Wirkt nach dem FC Bayern zu Gast im DFB Pokal bei einem 4.Liga-Verein: zu groß, zu dominant, etwas Fehl am Platz. Weil wir aber eine Gruppe sind von Leuten, die sich oft Fehl am Platz sind, nehmen wir das Wort gerne und arbeiten damit. Für uns ist Strategie eine Idee, wie wir koordiniert vorgehen wollen. Sie beschreibt ein Problem und wie wir es lösen wollen. 

Was ist das Problem? Wir sehen in Europa wenig Wirksamkeit und Stimme für glaubensbasierte Projekte. Die freien Gruppen stehen unter Generalsektenverdacht und spezialisieren sich oft ins Abseits. Und die Großkirchen durchleben ihre Institutionskriese, mobilisieren ihre Leute nur schwer und ihre Stimme hatte schon mal mehr Gewicht. Das ist ein Problem, denn wir beten täglich für sein “Reich wie Himmel so auf Erden”. Die Botschaft von Jesus hat Kraft, Inspiration und Wirkung - und davon sehen wir echt wenig. So sollte das nicht sein. 

Was sind die Optionen? Wir sehen im wesentlichen drei Alternativen, die verschieden probieren. Manche sind einfach ratlos und dadurch resigniert. Sie bejammern das, aber so einen richtigen Ansatz gibt es nicht. Im besten Fall besinnt man sich da auf vergangene Sternstunden und seine Kerninhalte und hofft, dass es wieder besser wird. Das ist die Augen-zu-und-durch-Strategie. 

Eine andere Variante drückt auf die Intensivierung des eigenen Ansatzes. Egal was die Leitgedanken sind, im Wesen läuft es nicht, weil man es nicht richtig macht. Demnach singen die Charismatiker noch länger, die Gemeinschaftsleute betonen das Miteinander noch mehr, die Politiker wollen sich noch mehr einmischen und die Beter appellieren an die Hingabe Das Gleiche, nur besser: das ist die Eifer-Strategie.

Dann gibt es die Marketing-Variante. Hier gesteht man sich ein, dass die Kirchen etwas lieblos in der Selbstdarstellung waren oder man zu stumm war, dass jemand die tolle Botschaft mitbekommen hat. Das versucht man jetzt durch Plakat-Aktionen (OK, das war 1980, gibts aber immernoch), Worte zum Sonntag oder Facebook-Insta Postings aufzuholen. Durch eine coolere Kirche kommen auch mehr, so stellen sich einige Kirchen heute auf. Das ist die Marketing-Strategie. 

Unser Weg führt uns auf eine andere Straße. Wir denken, dass Inkarnation der Trick ist und die Königreich-Gottes-Idee der Schritt dahin. Seit 1700 Jahren modelliert sich Kirche oft als Event (oder Versammlung). Der Alltag, der Kontext geht da oft verloren. Was, wenn wir wieder Ansätze aus der Botschaft finden, die unser Leben in seinen Kontexten aufmischt, radikalisiert und zu ungewohntem Glanz verleiht? Nachbarschaft im Blick vor Kanzeln, Arbeit vor Altären, Essenstische vor Bühnen. Wir brauchen neue Ansätze, neue Prototypen, neue Wirksamkeit im lokalen Kontext. Das ist die Innovations-Strategie. 

Leichter gesagt als getan. Wir sehen hier keine leichte Lösung. Diese Dinge haben alle möglichen Herausforderungen. Und nach unsrer Lesart gibt es nicht so wahnsinnig viel, das in diese Richtung wirklich rund ist. Um weiterzukommen braucht es Innovatoren - Leute mit einem Vorwärtsdrang, mit Mut, mit Querdenke. Das ist seit jeher unsere Zielgruppe bei Spark. Und wir wollen über die nächsten Jahre diese Gruppe weiter ermutigen, unterstützen, inspirieren, begleiten, vernetzen. 

Was passiert damit? Wir haben diese Innovations-Strategie verabschiedet und mit unseren Freunden geteilt. Wir orientieren jetzt unsere Zeit und Ressourcen immer mehr auf die Frage: bringt uns das mit Innovation voran? Hat das Potenzial, Wirkung zu entfachen? Unsere Treffen orientieren sich daran und unsere Planung. 

Dazu haben wir zum Beispiel 36hrs weiter vorangetrieben. In diesem 1,5 Tagesformat treffen wir uns mit anderen Vor- und Querdenkern, um an wichtigen Fragen zu diskutieren und nach neuen Lösungsansätzen zu suchen. Letztes Jahr hat uns die Frage geleitet: wie gehen wir mit immer weniger Beständigkeit und Mitarbeit als Kirchen um? Raus gekommen sind 6 Ideen, welche neuen Wege es geben könnte. Dieses Jahr haben wir 4 dieser Ideen genommen und weiter bearbeitet, so dass wir die mal testen können. 

Ab jetzt starten wir eine neue Serie zu innovativen Projekten. Ein mal im Quartal treffen wir uns auf Zoom und ein Projekt wird vorgestellt und diskutiert. Damit wollen wir Innovationsfunken versprühen und Vernetzung möglich machen. 

Wir sind gespannt, was die Zukunft hält. Wir freuen uns, dass wir sie gestalten können und wollen in Europa einen Beitrag leisten, dass die Schönheit des christlichen Glaubens neu zur Entfaltung kommt.


Marlin Watling1 Comment