Wortkunst

"Ich verstand, dass der Künstler mit seiner Kunst durch Formen und Farben sagen muss, was in ihm Göttliches ist. Darum ist das Kunstwerk ein sichtbarer Gott, und die Kunst ist Sehnsucht zu Gott." So beschreibt Alexej von Jawlensky, ein russischer Maler aus dem 19. Jahrhundert seine Leidenschaft. In der Kunst des Malens hat er seinen persönlichen Anbetungsstil gefunden.

Wie kann man denn Anbetung definieren? Ist es nicht, genau das zu tun, was man liebt? Gott mit dem Talent anzubeten, dass er in uns hinein gelegt hat und es ihm dadurch quasi wiederzugeben – als Geschenk?

Ein Künstler der ganz anderen Art – aber nicht mit weniger Leidenschaft – ist Marco Michalzik. Seine Leidenschaft sind Worte. In der Poetry Slam Szene ist er in seinem Element und schafft es durch seine Texte, das Göttliche in ihm nach außen zu tragen. Ich habe Marco mal ins Kreuzverhör genommen...

Wie ist die Leidenschaft für Poetry Slam bei dir entstanden?
Ich habe für eine längere Zeit viel Rapmusik gemacht und da natürlich auch immer viel getextet. Spoken Word Poetry Sachen fand ich immer schon faszinierend, wenn sowas mal als Skit auf nem Rap Album war. Und dann natürlich auch über Youtube Videos von deutschen Künstlern. Für ne Platte, die wir Anfang 2013 veröffentlich haben, habe ich dann auch selbst ein paar Poetry Stücke geschrieben und sie bei Slams ausprobiert, weil ich mich ja nicht komplett blamieren wollte damit. Das war dann sozusagen Liebe auf den ersten Blick und hat sich von da an witzigerweise so entwickelt, dass das immer mehr und die Musik Sachen immer weniger wurden. Was aber nicht unbedingt heißen muss, dass das jetzt auch immer so bleibt. ;)

Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?
Das ist sehr unterschiedlich. Ich glaube, da spielt einfach alles mit rein, was mir so begegnet. Gespräche, Erlebnisse, Orte, an denen ich bin. Filme, die ich sehe, Musik, die ich höre. Nachrichten, die ich im Radio höre, ganz viel eben. Da kristallisieren sich natürlich Themen raus, die mir am Herzen liegen und wozu ich etwas sagen möchte. Aber manchmal ist es dann auch eher einfach ein schöner Reim, ein interessantes Wortspiel oder ein Bild, bei dem ich denke, daraus könnte man vielleicht mehr machen. Ansonsten hab ich auch in meinem Umfeld tolle Menschen, die immer mal wieder mit ner schönen Idee um die Ecke kommen und mich herausfordern, dazu doch mal was zu schreiben. Daniel John Riedel von Liveworship z.B. ist so ein Freund. Von ihm stammt die Idee zu „Was ist dir heilig“ und „Wo ist dein Gott jetzt“, was inzwischen bei YouTube sogar die beiden erfolgreichsten Stücke sind. 

Würdest du diese Art von Wortkunst als eine Form der Anbetung beschreiben?
Klar! Aber nicht mal unbedingt nur wegen dem Inhalt. Obwohl ich natürlich schon ein paar Stücke habe, die so wie moderne Psalmen oder eben „Lobpreis Songs“ sind, wobei ich diesen Begriff nicht so mag. Ich würde eher sagen, klar ist das Anbetung – genau wie es Anbetung sein kann, wenn ein Bäcker Brötchen backt, ein Lehrer eine Klasse unterrichtet oder jemand an der Supermarktkasse sitzt. Ich glaube, das ist eher ne Frage der Einstellung als ne Frage der Form. Ich glaube grundsätzlich, dass es Anbetung ist, wenn wir eine Fähigkeit nutzen, die Gott uns geschenkt hat und wir das mit Freude, Dankbarkeit und zur Freude von anderen tun, dann ehrt das Gott zutiefst. 

Verfolgst du ein Ziel damit?
Ehrlich gesagt mache ich das hauptsächlich, weil es mir einfach großen Spaß macht und weil es meine Leidenschaft ist, zu schreiben und zu performen. Weil es großartig ist unterwegs zu sein und andere tolle und inspirierende Künstler kennen zu lernen und zusammen zu arbeiten. Das bereichert mein Leben sehr und ist etwas, das ich wirklich nicht missen möchte. Andererseits hat Kunst natürlich auch die Möglichkeit neben Unterhaltung auch Inhaltsträger zu sein, zum Nachdenken und vielleicht sogar Umdenken anzuregen. Ich hab ja auch eine Reihe von Texten, die sich grob um das Thema Gerechtigkeit und soziale Verantwortung drehen. Es ist mir wichtig, auch Themen und Menschen eine Stimme zu geben, die vielleicht sonst eher nicht so gehört werden. Aber im Großen und Ganzen soll das, was ich mache, in erster Linie dafür da sein, um etwas Schönes zu kreieren, woran Menschen sich freuen, was sie inspiriert, zum Lachen bringt, zum Weinen…. Und wenn das passiert ist das schon was ganz Großes. 

Welche Reaktionen bekommst du von Menschen, die nicht viel mit dem Glauben anfangen können?
Ich habe ja grundsätzlich nicht nur super fromme Texte. Da gab es sehr selten mal Kritik oder so. Ich glaube es kommt immer sehr darauf an, wie man solche Inhalte präsentiert. Für den „Was ist dir heilig“ Text habe ich z.B. von einigen Menschen, die sich nicht unbedingt als „christlich“ bezeichnen würden, sehr schönes Feedback bekommen. Ich geh ja auch nicht zu Slams, um zu missionieren oder sowas. Im Gegenteil, ich bring da einfach Texte, die von mir und meinem Leben und meiner durchaus begrenzten Sicht auf die Dinge handeln. Glaube und Gott sind da ein wesentlicher Teil und kommen darum folglich auch oft vor, aber das passiert eben ganz natürlich und nicht irgendwie krampfhaft. Begegne ich Leuten, die damit absolut nichts anfangen können? Klar absolut! Begegne ich Leuten, mit deren Ansichten ich persönlich nichts anfangen kann? Genauso, klar. Das macht das Ganze ja so spannend und tut dem eigenen Glauben und Überzeugungen eher gut, wie ich finde. 

Was ist dein Lieblingszitat aus deinen eigenen Texten? 
Das ist schwer ;) Da gibt’s natürlich einige, die mir aus verschiedenen Gründen gut gefallen. Ich picke frecher Weise mal vier Verschiedene raus, um mich vor der Aufgabe der Qual der Wahl zu drücken.

Das Photoshop des Schöpfers ist so viel besser als meins. Ein Topf schreibt vom Töpfer und bildet sich ein, dass die Sicht eines Tonstücks wichtig erscheint (aus Was ist Dir heilig). 

Ich mein ernsthaft, das ist doch sehr krass, dass er mich trotz aller Herrschaft auf seinem Herz hat (aus Was ist Dir heilig). 

Dass du in meinem Arm bist macht mich reich (aus Von Armen und Hände reichen). 

Zufriedenheit macht sich breit, wenn wir bereit sind Schönheit im Hässlichen, Magie im Alltäglichen und Dankbarkeit im Selbstverständlichen zu sehen, zu finden und anzunehmen (aus Zufriedenheit).

Wo kann man dich antreffen, wenn man dir mal zuhören möchte?
Ich bin tatsächlich hin und wieder unterwegs. Oft auch zusammen mit meinem tollen Musiker Freund JONNES. Termine und alles andere wichtige findet man auf www.marcomichalzik.de 

Weitere Infos zu Marco:
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Jessica MartensComment