pe/ix – Streetwork mit Frauen in Prostitution

Kürzlich habe ich mich mit einer Freundin unterhalten, die sich in ihrer Freizeit für pe/ix engagiert - eine Initiative von Kirche in Aktion (KIA), die aufsuchende Arbeit mit Prostituierten im Rhein-Main Gebiet leistet. Schon länger beschäftigt sie sich mit dem Thema Zwangsprostitution, bei einem Infoabend sind ihr dann die Flyer von pe/ix in die Hände gefallen und für sie war direkt klar, dass sie diesen Frauen etwas geben möchte. "Ich habe in meinem Leben das Glück, dass ich wertgeschätzt werde - von Freunden, Familie und von Gott. Diese Wertschätzung möchte ich weitergeben an Frauen, die so etwas nicht bekommen, weil sie anhand von unglücklichen Lebensumständen in etwas Schreckliches hinein geraten sind. Jeder Frau hätte das passieren können, auch mir.“

Und genau das ist der Punkt. Wir denken oft, dass viele Prostituierte ihre Arbeit freiwillig tun, um an schnelles Geld zu kommen. Aber das ist nicht der Fall. Tatsächlich werden viele Frauen, hauptsächlich aus Ost-Europa stammend, entweder von einer autoritären Person aus ihrem Familien- oder Bekanntenkreis dazu gezwungen, diese Arbeit zu tun oder sie werden unerwartet aus ihrem Umfeld gerissen, nach Deutschland verschleppt und stark unter Beobachtung behalten. Die "Loverboy Taktik" ist weit verbreitet, auch hier in Deutschland. Es betrifft oft sehr junge Mädchen, die ein geringes Selbstwertgefühl haben, unsicher sind oder aus schwierigen Familiensituationen kommen. Über Wochen oder Monate nähert sich ein Mann an, bis eine starke emotionale Bindung aufgebaut ist und das Mädchen aus Liebe zu ihm anfängt, ihren Körper zu verkaufen. Viele kommen aber auch her, weil sie verzweifelt und in der ausweglosen Lage sind, ihre Familie nicht ernähren zu können. Das Geld, das sie mit der Prostitution verdienen, wird direkt nach Hause geschickt. Ihre Hoffnung, nach eins bis zwei Jahren selbst wieder zurückzukehren, verfliegt oftmals, sobald sie in der Schleife der Prostitution verstrickt sind.

Freundlichkeit ist das A und O in der Arbeit von pe/ix. Es geht darum, Beziehungen zu den Frauen aufzubauen, Gespräche zu führen, ihnen bei Kleinigkeiten im Alltag zu helfen. Jedem wird Wertschätzung zuteil, auch den Männern, die oft verantwortlich sind für das Leid der Frauen. So würde Jesus es eben auch tun. Es gibt vier Teams, die in den Städten Frankfurt, Mainz, Darmstadt und Wiesbaden aktiv sind. Sie kümmern sich sowohl um die Frauen in den großen Laufhäusern, als auch um die in den sogenannten Wohnzimmer-Bordellen. In den Laufhäusern geht es zu "wie in einem Ladengeschäft, in dem man sich kaufen kann, was man will“, so erzählt mir meine Freundin. Die Atmosphäre ist eher kühl. Die Frauen stehen an ihren Zimmern, die alle zweckmäßig eingerichtet sind, die Männer suchen sich aus, in welches Zimmer sie gehen möchten.
In dem Wohnzimmer-Bordell, die sich meist in Gewerbegebieten befinden, herrscht eine etwas persönlichere Atmosphäre. Die Frauen sitzen alle in einem Aufenthaltsraum, meist bekleidet mit Bademänteln oder Jogginganzügen, oft aber auch so gut wie nichts. Kommt ein Kunde, wird er in ein Zimmer geführt. Alle Frauen ziehen sich aus und gehen zur Vorstellung in diesen Raum. Die Frau, die ausgewählt wird, kommt nicht mehr heraus.
In allen Teams steht die Gemeinschaft mit den Frauen im Vordergrund. Wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt, erzählen sie gerne über ihre Familie, ihre Kinder. Aber das Licht in ihren Augen ist erloschen. Selbstwertgefühl ist nicht mehr vorhanden. Manche Frauen können kein Gebet annehmen, weil sie denken, dass sie "so etwas Gutes" einfach nicht mehr verdienen. Sie reagieren mit ungläubigem Kopfschütteln, wenn sie sich ein Geschenk aussuchen dürfen (die Teams bringen gespendete Gegenstände, meist Schmuck oder Kosmetik mit) und begreifen nicht, dass es möglich ist, etwas zu bekommen, ohne eine Gegenleistung dafür angeben zu müssen. Aber auch so ist Jesus. Und jeder der Mitarbeiter von pe/ix reflektiert seine Liebe und bringt ein wenig von seinem Licht in den harten Alltag dieser gebrochenen Frauen.
Wer die Arbeit von pe/ix unterstützen möchte, darf sich mal in deren Online-Shop umsehen, der faire und humanitäre Produkte verkauft. Die T-Shirts beispielsweise werden von ehemaligen Prostituierten hergestellt, um ihnen eine Berufsalternative zu bieten. Der Erlös des Shops fließt direkt in die Weiterentwicklung von pe/ix.

Wer mehr über die Arbeit erfahren möchte oder Fragen hat, kann sich bei Jule von pe/ix melden: julia@pe-ix.de


Von Jessica Martens

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