Wir liefen zur großen Pause und fragten uns: wann muss ich sterben?
Es ist schon eine halbe Ewigkeit her dass ich durch die Hallen meiner Schule gelaufen bin. Damals – auf dem Weg zum Pausenhof – war die Welt noch so überschaubar, so lokal. Ich erinnere mich noch an eine Aktion von Christen: den Schülerbibelkreis. Das waren ein paar Fromme, die andere zum Bibellesen organisieren wollten. In den Pausen.
Dieser Tage bin ich über eine frischere Version davon gestolpert. Prayer Spaces. Das ist eine Aktion in England, wo an Schulen Gebetsstationen eingerichtet werden. Hier ist der Claim:
Schüler sind natürlicherweise interessiert am Leben. Wie gehen sie mit guten und schlechten Erfahrungen um? Wie formen sie sich Gedanken über das Nicht-Materielle wie Hoffnung, Identität, Sinn usw? Prayer Spaces laden Kinder ein, diese Fragen in sicherem Rahmen zu reflektieren.
Soweit, sogut. Als ich mir das näher angeschaut habe, ist mir die Kreativität aufgefallen. Die Räume sind Installationen. Da wurde mitgedacht, was die Kinder bewegt. Und wie ihre Fragen zu Gebeten werden können. Dann habe ich Beispiele von Gebeten gesehen, und Geschichten gelesen – das hat mich bewegt. Es hat was, wenn Kinder ehrlich beten. Definitiv.
An einem öffentlichen Ort Leute zum Gebet einzuladen scheint gewagt. Ich bin mir nicht sicher, ob das überall funktioniert. Aber mir gefällt der Ansatz: Kinder nicht nur eine Theorie oder Weltanschauung nahe zu bringen, sondern sie in eine Erfahrung einzuladen. Und sie das Beten lernen lassen. Der kreative Teil scheint mir wichtig: einladend, offen und doch auch geführt gestalten. Erinnert mich etwas an Studio Komplementaer.
Seit 3 Jahren sind die Prayer Spaces auch in Deutschland unterwegs über die SMD und 24-7. Es scheint, dass da auch schon einige Projekte gelaufen sind und die Bilder sehen wirklich gut aus.
Prayer Spaces sind eine gute Idee, wie man persönliche Fragen in einem öffentlichen Raum stellen und reflektieren kann. Sie scheinen mir auch das Potential zu haben, Spiritualität dort zu leben, wo sich die Menschen im Alltag befinden. Und wenn so der Alltag mehr Sinn, mehr Identität und mehr Hoffnung hat, dann ist das ein riesen Gewinn!