Interaktive Gottzeiten

„Es gibt noch zwei Kontexte, wo du so behandelt wirst: Schule und Kirche.“ sagt Mary Pentzek am Samstag Abend im Action House in Heidelberg. „Da steht einer vorne und vermittelt Wahrheiten und alle sollen zuhören und das aufnehmen.“ Im Hinterhof in der Bergheimer Straße sind knapp 25 Teilnehmer im Workshop „Interaktive Gottzeiten“. Mary ist Lehrerin und daher vermittelt sie mit Leidenschaft, was auch in der Lehrwelt zu vielen Fragen führt: Wie können Leute lernen? Und wie können Inhalte erlebbar gemacht werden? 

Das Ziel des Workshops ist einfach und liegt im Herzen von Spark – wie können Menschen ohne viel Vorwissen in eine Begegnung mit Gott geführt werden? Mary erzählt ihre Reise. Als Gemeindekind hat sie viel erlebt. Nach dem Studium stellte sie sich viele Fragen und machte eine Gemeindepause. Sie wollte neu testen, warum alles so läuft wie es läuft. Und eine ihrer Beobachtung war, dass viele Formen für Insider gebaut sind. Dabei ist der christliche Glaube so schön und so tief. Da lohnt es sich, nochmal hinzuschauen und die Essenz neu zu präsentieren. 

Mary spricht ein paar Beobachtungen an – Gemeinde geht um Gemeinschaft, und doch sagen viele Leute, dass sie einsam sind. Und auch Gottesdienste helfen da oft nicht mit dem Sitzen in einer Reihe für eine Stunde. Oder das Zuhören.  Nur 10% vom Gehörten bleibt. Erlebtes ist da schon doppelt so effektiv. Und das Selbermachen ist König – 80% davon bleibt. 

Interaktion zeigt also einen Weg, den Glauben neu aufzumischen und innerhalb einer Gemeinschaft eigene Erfahrungen zu machen und zu reflektieren. Der Einsatz ist flexibel: man kann den ganzen Gottesdienst so gestalten, oder nur ein Element (wie die Begrüßung oder das Abendmahl). 

Im zweiten Teil wird es praktisch. Mary lädt uns in einen Text aus 2. Kor 4,6-10. Wir bleiben hängen an dem Bild von den Tongefäßen. Praktisch gehen wir Aspekte einer Vorbereitungsphase durch. Dann führt uns Mary mit Hilfe einer Meditation durch die Interaktion. Sie liest den Text und wir halten je ein Gefäß, in dem wir uns wieder erkennen. Dann wickelt jeder sein Gefäß in ein Tuch und nimmt einen Stein. Mary lädt uns ein, über Zerbruch in unserem Leben nachzudenken. Nach und nach schlagen wir mit dem Stein auf die Gefäße. Scherben und Macken entstehen. In einer anschließenden persönlichen Gebetszeit können wir unsere Gedanken und Erinnerungen an Gott abgeben und mit ihm darüber ins Gespräch kommen. Eine Schüssel mit Heftpflaster geht rum und jeder kann seine Scherben wieder zusammenkleben. Wir sammeln die gezeichneten Gefäße auf einem Tisch und halten einen Moment inne. Manche sind sehr bewegt. Durch das Austauschen der Erfahrungen predigen wir uns den Text neu und vielfältig zu.

Das war ein schöner Samstag. Wir durften was Praktisches mit revolutionärem Potential lernen. „Das war echt cool,“ meint Mary. „Die Leute waren dabei und haben was für sich mitgenommen.“ Das stimmt wohl. Und genau das ist der Punkt von Interaktiven Gottzeiten. 

Von Marlin Watling.

Jessica MartensComment